Multimediale Empfehlung

Referent Jan Hübler vor dem Plakat zum Ballonflucht-Vortrag

Referent Jan Hübler; Foto: Tanja Tröger

Im Jahr 22 nach dem Mauerfall schaffte ich es endlich mal zu einem Vortrag über den letzten Ballonfluchtversuch der DDR. Und weil ich ihn so großartig fand, spreche ich an dieser Stelle eine warme Empfehlung aus.

Jan Hübler – gebürtiger Dresdner, studierter Ingenieur und begeisterter Geschichtenerzähler – berichtete, wie er Ende der 1980er gemeinsam mit seiner Frau heimlich einen Heißluftballon konstruierte, um darin auf elegante Weise dem Staat zu entschweben. Binnen zweier Jahre kauften sie 480 Bettlaken, nähten riesige sichelförmige Stoffbahnen, imprägnierten diese im heimischen Bad mit Latex und setzten sie mühsam zu einem pastellfarbenen Ungetüm mit 18 Metern Durchmesser und 240 Kilogramm Gewicht zusammen. Von Südthüringen aus sollte der Westwind den „Pottwal“ genannten Ballon in den benachbarten BRD-Zipfel tragen.

Jan Hübler erzählt abwechslungsreich, sehr offen, sensibel und immer mit einem charmanten Augenzwinkern. Anhand von Fotografien aus dem Privatarchiv, Buchzitaten, Musik und Rede-Schnipseln wird die DDR wieder lebendig bzw. überhaupt erlebbar. Das ist keines dieser larmoyanten, hochpolitisch-trockenen 40-Jahre-hamse-uns-belogen-und-betrogen-Referate,  sondern ein ehrlicher Blick zurück auf eine DDR-Biographie. Damit beeindruckte Hübler offensichtlich alle Zuschauer – auch die nach 1989/90 Geborenen lauschten gespannt. Geschichtsunterricht „zum Anfassen“ also.

Übrigens drehte Jan Hübler in seiner Studienzeit selbst Schmalfilme. Heute ist er mit der Kamera als Fotograf und Reisejournalist unterwegs.

zum Weiterlesen: ein ausführlicher Artikel der „Leipziger Volkszeitung“ über den Fluchtversuch